Meine Reise zur selbständigen Bilanzbuchhalterin
Buchhaltung???
Wie kann man nur in der Buchhaltung arbeiten und es macht einem auch noch Spaß?
Diese Frage habe ich schon so oft gehört. Und ich kann dir sagen, ich versteh die Frage. Denn vor ein paar Jahren ging es mir genauso. Ich konnte nicht verstehen, dass jemand mit Spaß in der Buchhaltung arbeitet. Aber die Zeiten und Vorlieben ändern sich, und nun habe ich mich sogar selbständig gemacht, mit Schwerpunkt Buchhaltung. Aber wie kam es so weit?
Wie begann meine Reise zur Buchhaltung?
Schon im Gymnasium hatte ich etwas Buchhaltung (Leistungskurs Wirtschafts- und Rechtslehre). Der Stoff lag mir, aber das war es auch schon.
Nach dem Abi startete ich dann mein Studium zur Diplom-Wirtschaftsmathematikerin an der Uni Augsburg. Mir war sehr schnell klar, dass ich später nicht im „reinen“ Mathebereich tätig sein will. Ebenso konnte ich mir nicht vorstellen, in Richtung Informatik zu gehen (ja, ich hatte auch Informatikvorlesungen und hab auch etwas programmiert). Im Bereich Wirtschaft musste ich mich zwischen BWL und VWL entscheiden und diese Entscheidung war leicht. BWL, u.a. da es für mich einfach vielseitiger und interessanter war (Buchhaltung, Controlling, Steuer, Marketing, Unternehmensführung, Personalwesen, …). Ich wusste nicht sofort, wohin ich will. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, später in die Buchhaltung zu gehen (obwohl mir der Stoff und die Prüfungen leichtfielen).
Mein erster Job
Nach meinem Studium landete ich im Office-Bereich eines Fonds-Administrators. Ich hatte dabei sehr viel mit dem Bilanzbuchhalter-Team zu tun. U.a. musste ich Berichte, Jahresabschlüsse, u.ä. verschicken, aber auch die Jahresabschlüsse im Bundesanzeiger veröffentlichen. Ich war nie jemand, der einfach nur stoisch seine Arbeit erledigt hat. Ich wollte auch immer wissen: warum / weshalb / wieso. Also fing ich an, unseren Bilanzbuchhaltern Fragen zu stellen und bat sie, mir die Sachen genauer zu erläutern. Und sie waren alle sehr hilfsbereit 😊. Ich merkte, dass die Praxis in der Buchhaltung anders sein kann als ich es mir vorgestellt habe. Und das erste Mal kam bei mir die Frage auf, ob nicht dies mein Weg ist…
2016 beschloss ich, meine Kenntnisse im Bereich Buchhaltung zu aktualisieren und zu vertiefen. Ich schaute und hörte mich um und stieß auf Steuerfachschule Dr. Endriss. Am geeignetsten wäre ein Fernstudium. Aber ist ein Fernstudium etwas für mich? Also startete ich testweise mit dem Debitoren- und Kreditorenbuchhalter, da dieser nur 3 Monate dauerte. Und ich blieb hängen.
Zwischenstation Finanzbuchhalter
Nachdem ich gemerkt habe, dass die Richtung Bilanzbuchhalter für mich passen könnte und mir Spaß macht, startete ich mit dem Fernstudium zum Finanzbuchhalter.
Warum der Zwischenschritt? Das hatte verschiedene Gründe. Aufgrund der Gespräche mit Bilanzbuchhaltern wusste ich, dass der Bilanzbuchhalter sehr zeitintensiv und anspruchsvoll ist und ich war mir nicht sicher, ob ich das neben dem Vollzeitjob so einfach schaffe. Außerdem war ich mir unsicher, ob es nicht einfach mit zu viel Steuern für mich ist und Steuern war gar nicht meins. Zum anderen war mir klar, wenn ich den Bibu mache, dann inklusive der IHK-Prüfung. Und hierfür benötigte ich einige Jahre Berufserfahrung im Bereich Bilanzbuchhaltung, die ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht hatte.
Also erstmal der Finanzbuchhalter. Ich konnte schauen, ob ein Fernstudium über einen längeren Zeitraum etwas für mich ist und wie ich mit den Steuerfächern zurechtkomme. Es lief gut und Steuern war gar nicht so schlimm wie erwartet. In der Prüfung war ich in Buchhaltung und in Steuern fast gleich gut. Die größte Herausforderung bei Steuern war, dass mir nach der Prüfung fast der Arm abfiel, da ich zwei Stunden mehr oder weniger ohne Pause (und ohne viel Nachdenken) geschrieben hab und die Zeit sehr knapp war.
Während dieser Zeit wechselte ich auch das Team und arbeitete nun in dem Bereich, der die Unterlagen für unsere Bilanzbuchhalter aufbereitete. Somit konnte ich noch mehr in die Arbeit hineinschauen und es machte mir immer mehr Spaß.
Nach dem Finanzbuchhalter machte ich mir immer wieder Gedanken, ob ich den Bilanzbuchhalter machen soll oder nicht.
Wie wurde ich Geprüfte Bilanzbuchhalterin?
Dann kam das Jahr 2018 mit einigen Veränderungen.
Ich wechselte ins Bilanzbuchhalter-Team. Mir machte die Arbeit sehr viel Spaß und sie war abwechslungsreicher als ich (zu Studienzeiten) gedacht hatte. Für mich wurde immer klarer, dass ich Bilanzbuchhalter werden will. Aber ich benötigte noch etwas Berufserfahrung, damit ich zur IHK-Prüfung darf. Außerdem hatte ich noch immer etwas Angst vor dem Zeit- und Nervenaufwand.
Und bevor ich mich damit mehr beschäftigen konnte, stand erst noch etwas anderes an …
Ich zog um nach Töging, zu meinem (jetzigen) Mann.
Nach dem Umzug unterhielten wir uns sehr viel über meine Pläne und wir richteten mir ein eigenes Büro ein. Ende 2018 klärte ich alle Formalitäten mit der IHK, damit mein Studium anerkannt wird und ich 1 Jahr weniger Berufserfahrung benötigte. Ich erhielt die Prüfungszulassung für die Prüfung Herbst 2020 und meldete mich bei der Steuerfachschule Dr. Endriss zum Fernstudium an, mit Start Januar 2019.
2019 und 2020 waren, wie erwartet, sehr anstrengend. Aber ich wusste, wofür ich mir das antue. Ich wollte Bilanzbuchhalterin werden. Es war mein absoluter Wunsch. Und da ich Spaß an der Buchhaltung, und irgendwann auch an Steuern (bis dahin unvorstellbar für mich) hatte, war es auch absolut in Ordnung.
Die Prüfungszeit war die Hölle für mich. Ich wusste, dass die IHK-Prüfung eine hohe Durchfallquote hat und ich kenne einige, die die Prüfung wiederholen musste. Ich wollte auf keinen Fall die Prüfungszeit nochmal durchmachen, was mich zusätzlich unter Druck gesetzt hat.
Außerdem blieb im Vorfeld noch die Ungewissheit, wie es bzgl. Corona abläuft. Die Prüfung im Frühjahr wurde wegen des Lockdowns unterbrochen und somit zog sich alles über einen viel längeren Zeitraum. Zum Glück lief bei mir dann alles wieder wie geplant ab. Aber das machte für mich die Vorbereitung auch nicht einfacher.
Und zu allem Überfluss leide ich noch unter Prüfungsangst (insbesondere bei mündlichen Prüfungen) und die Ungewissheit über den Ablauf der Prüfungen machte es mir nicht einfacher.
Aber es lief alles gut. Alle Prüfungen (sowohl bei der Steuerfachschule Dr. Endriss als auch bei der IHK München) auf Anhieb bestanden. 😊😊😊 Und somit bin ich seit November 2020 Geprüfte Bilanzbuchhalterin.
Wie kam es nun zu meiner Selbständigkeit?
Schon seit Ewigkeiten hatte ich immer wieder den Gedanken, mich selbständig zu machen. Dieser Wunsch war während meiner Vorbereitung auf die Bilanzbuchhalter-Prüfung immer öfter in meinem Kopf. Ich wusste, dass ich mir diesen Traum als Bilanzbuchhalterin auch sehr gut erfüllen kann.
Nachdem ich meine Prüfung bestanden hatte, beschäftigte ich mich intensiv mit dem Thema Selbständigkeit. Anfang 2021 wäre ich auch beinahe in die Vollselbständigkeit gegangen, entschied mich dann aber doch für einen neuen Angestelltenjob. Aber das Thema blieb in meinem Kopf, von Tag zu Tag mehr. Im Sommer beschäftigte ich mich wieder intensiver damit und beschloss, dass ich mich selbständig machen werde, wenn auch nur nebenberuflich. Ich wollte mich nicht immer fragen „Was wäre gewesen, wenn…“. Funktioniert es und ist es wirklich meines? Das kann ich nur herausfinden, wenn ich starte…
Es verging noch etwas Zeit… Schuld war mein Perfektionismus, aber auch meine Angst vor Veränderungen. Also beschloss ich, mir eine Deadline zu setzen.
„Ich starte am 01.01.2022, egal wie weit ich bin!“
Seit 01.01.2022 bin ich nun selbständig. Mein Schwerpunkt liegt im Bereich Buchhaltung. Aber ich biete auch Backoffice an. Außerdem vertiefe ich gerade mein Wissen in anderen Bereichen, um in Zukunft z.B. auch Social Media anbieten zu können.
Warum ich nicht nur Buchhaltung anbiete? Ich bin jemand, der die Abwechslung liebt. Zumindest bei dem, was ich tue. Ich brauche auch immer wieder eine neue Herausforderung, gerne auch in Bereichen, die ich bisher noch nicht so gut beherrsche. Zudem bin ich zwar ein Zahlenmensch, habe aber auch eine kreative Seite, die ich gerne mehr ausleben will.
Dass mir diese Mischung liegt und vor allem sehr viel Spaß macht, konnte ich seit letztem Jahr sehr gut ausprobieren. Ich unterstütze meinen Mann bei seiner Buchhaltung und ich durfte mich um seinen Flyer und neue Visitenkarten kümmern. Seit kurzem steht nun auch seine Facebook-Seite. (Wen es interessiert: sassal.toeging)
Das war meine Reise von „Wie kann man nur in der Buchhaltung arbeiten?“ zu „Ich bin selbständige Bilanzbuchhalterin und liebe es!“.
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